Energiewende & die deutsche Versorgungssicherheit

16.03.2022 enexion

Mit regenerativer Stromerzeugung könnte die aktuelle Versorgungsproblematik Deutschlands gelöst werden. Das ist das Mantra der Energiewender. Das sei die umfassende Lösung der Klimaproblematik, die im Prinzip nur eine Ursache hat. CO2, welches bei jedem Verbrennungsvorgang entsteht, CO2, welches die Erderwärmung anheizt und auf Dauer den Planeten unbewohnbar macht. Es wundert daher kaum, dass viele Freunde der Energiewende die aktuelle Entwicklung begrüßen. Der mögliche Wegfall fossiler Energieträger zwingt das Land dazu, den regenerativen Weg dynamisch fortzuschreiben. Neben und mit zusätzlichen Sparmaßnahmen kann so nicht nur der Klimawandel an der Wurzel bekämpft werden. Der Bürger lernt, dass er aus der Wohlfühlzone treten muss, wenn die moralisch-klimatische Wende Erfolg haben soll. Eine Protagonistin der Energiewende ist Prof. Claudia Kemfert vom DIW. Sie gab am 11.3.2022 in der Tagesschau ein Interview, welches ihre Denkweise und die vieler anderer Energiewender veranschaulicht:

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Was bedeutet das konkret?

Ein Blick auf die regenerative Stromerzeugung des bisherigen Jahres bis zum 13.3.2022 gibt weitreichende Erkenntnisse.

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Die weiße Fläche zwischen der gelben Bedarfslinie oben und der blauen Windstromerzeugung spiegelt den Bereich, der aktuell konventionell abgedeckt werden muss, damit der Bedarf gedeckt werden kann. Eine Verdoppelung oder gar eine Verdreifachung der regenerativen Stromerzeugung mittels Wind- und PV-Kraft reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken. Zwar würde an regenerativ starken Tagen viel überschüssiger Strom produziert.  Weil dieser aber nicht für Strom schwache Zeiten gespeichert werden kann, wird er verschenkt werden müssen, wie das bereits heute teilweise der Fall ist. Wenn die regenerative Erzeugung hingegen schwach ist, muss neben massiver konventioneller Erzeugung häufig noch Strom teuer importiert werden. Was Strom-Höchstpreise zur Folge hat, wie die gestrichelte schwarze Linie ausweist. Nun ist der Strombedarf nur ein kleiner Teil des Energiebedarfs Deutschlands insgesamt. Zwar sollen im Rahmen der sogenannten Sektorkopplung weitere Bereiche elektrifiziert werden. Um dies klimafreundlich zu gestalten, ist es unabdingbar, dass der Strom per Windkraft- bzw. Photovoltaik erzeugt wird. Knapp 55% hat die regenerative Stromerzeugung zur Bedarfsdeckung Strom im Beispiel oben beigetragen. Das sind etwa 55 TWh von einem Bedarf von 102 TWh bis zum 13.3.2022. Wollte man jedweden Energiebedarf Deutschland „elektrifizieren“, wären auf das Jahr gesehen mehr als 1.500 TWh (= Elektrische Endenergie Stand heute) regenerativ erzeugte elektrische Energie allein in Deutschland vonnöten.  Dann könnte von einer Wärmewende, von einer Verkehrswende gesprochen werden. 2021 waren es aber nur 230 TWh im Gesamtjahr. Eine Wärmepumpe zum Beispiel, deren Betriebsstrom fossil erzeugt wird, hat keinerlei Nutzen. Weder für das Klima noch für den Geldbeutel. Gleiches gilt für die E-Mobilität. Das Problem wird offensichtlich. Der regenerativen Stromerzeugung fehlt die Stetigkeit. Massenspeicher sind nicht in Sicht. Grüner Strom aus dem Ausland ist reine Theorie. Ein vorgesehener massiver Zubau von Windkraft- und PV-Anlagen scheitert im Ergebnis an der starken Volatilität der Stromerzeugung, die immer größere Verwerfungen nach sich ziehen wird.

Der Verzicht auf Gas, Kohle und Öl wird zu einem Desaster führen. Deshalb muss alles dafür getan werden, dass die Versorgung Deutschlands mit fossiler Energie sichergestellt wird. Sanktionen gegen Russland dürfen nicht dazu führen, dass sich Deutschland selbst den Hals abschneidet. Damit wäre niemandem geholfen. Abhängigkeiten sind niemals schön. Sie sind aber nun mal vorhanden. Das mag bedauerlich sein, ist aber kurzfristig kaum zu ändern. Deshalb muss unbedingt ein Modus Vivendi mit Russland verhandelt werden. Ein Opfer der deutschen Versorgungssicherheit auf dem moralischen Altar der Energiewende muss unbedingt verhindert werden. Die gesellschaftlichen Verwerfungen wären unabsehbar.

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