Am 18.1.2023 hielt Bundeskanzler Olaf Scholz seine Rede beim WEF in Davos. Es war eine Rede, die wesentliche Aussagen zum Standort Deutschland in Sachen Wirtschaft und Energiewende enthielt. Um die Aussagen des Bundeskanzlers „griffig“ zu machen, haben wir die Kanzler-Rede in 15 Teile zerlegt, teilweise ergänzt und kommentiert.
1. Beginn der Rede mit Ausführungen zum Ukraine-Krieg (4:15 Min.)
2. Stand der Dinge in Deutschland (2:14 Min.)
3. Klimaziele & LNG (1:05 Min)
4. Die neue ´Deutschlandgeschwindigkeit` (1:00 Min.)
5. Energiebedarf & Ausbauziele (1:03 Min.)
6. Wasserstoff – Energieträger der Zukunft (1:56 Min.)
7. Nochmal: „Energie muss bezahlbar bleiben“ (1:01 Min.)
8. Deutschland, EU und weltweite Verantwortung (1:45 Min.)
9. Geplante Investitionen (1:27)
10. Deutschland: Alle relevanten Gruppen halten zusammen (o:37 Min.)
11. Zuwanderung ist willkommen – Höchststand der Beschäftigung (0:54 Min.)
12. Innovationsmotor ´Deutscher Mittelstand` (0:59 Min.)
13. Ziel – Europa wird bis zum Jahr 2050 klimaneutral (1:55 Min)
14. Klimaclub & finanzielle Ressourcen der westlichen Welt (2:49 Min.)
15. Prognose & Schlussbemerkungen (1:09 Min.)
Das „Sondervermögen“, die Schulden, die im Rahmen der Pandemie nicht gemacht werden mussten, dieses „Sondervermögen“ wurde für den Klimaschutz umgewidmet. Zu all den Geldsummen, die der Bundeskanzler nennt, kommt noch ein „Sondervermögen“, kommen noch die 100 Mrd. €, die zur Aufrüstung der Bundeswehr zwecks Verteidigungsfähigkeit benötigt werden. Hoffentlich erstickt das Land nicht irgendwann an den Schuldenmassen. Steigende Zinsen könnten
zu einem wirtschaftlichen Gau führen. Nicht nur in Deutschland. Auch für andere, für alle anderen Mitgliedsstaaten der EU. Für die EU insgesamt und auch den Euro.
Der von Bundeskanzler Scholz erwähnte Auftrag an Siemens Energy, einen Windpark in der Deutschen Bucht mit der notwendigen Leittechnik auszustatten, ist eine Großinvestition. Der Windpark selbst (Planungsbeginn 2002) wird seit 2017 von dem Energiekonzern EnBW geplant und erstellt. Es ist ein gewaltiges Unterfangen: Auf einer Fläche von 65 qkm werden 65 Vesta-Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 15 MW (Rotordurchmesser 236 m) und einer kalkulierten Stromausbeute von gut 60% installiert. Das ergäbe im Jahr eine durchschnittliche Strommenge von bis zu 80 GWh pro Anlage und 5,2 TWh. Der Windpark ist subventionsfrei (EEG). Der Strom mittels Langfristverträgen verkauft.
Eine kritische Diskussion über Energiewende, Russlandpolitik, Zuwanderung, aber auch Gendern und vielem mehr wird vom Mainstream, der vor allem durch regierungstreue Medien, besonders dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk her- und dargestellt wird, mittels Diskreditierung und Diffamierung abgewürgt. Das ist unseres Erachtens einer Demokratie, eines Rechtsstaats unwürdig. Nur der Diskurs aller gesellschaftlich relevanten Gruppen, zu denen auch Parteien gehören, die mit zum Beispiel zweistelligem Ergebnis in den Bundestag gewählt wurden, führt Deutschland gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch weiter. Das ist heute nicht der Fall. Insofern sind die Aussagen des Bundeskanzlers mehr Lippenbekenntnis denn gesellschaftliche Wirklichkeit.
Zuwanderung ist ein komplex-schwieriges Feld. Nach Deutschland kommen vor allem Menschen, die einen islamischen Kultur-Hintergrund haben und sehr oft – zwei Drittel – im noch funktionierenden Sozialsystem Deutschlands landen. Viele hochqualifizierte Deutsche wandern hingegen aus. Von beidem redet der Bundeskanzler nicht beziehungsweise nur indirekt. Der Bundeskanzler wirbt für die Zuwanderung von hochqualifizierten Menschen. Das ist gut und richtig. Doch nur, wenn die Zuwanderer aus Ländern kommen, die auf qualifizierte Fachkräfte verzichten können. Das ist bei den meisten Ländern, die nicht der westlichen Welt angehören, selten der Fall. Insbesondere in den meisten afrikanischen Staaten werden (hoch)-qualifizierte Menschen jeglicher Fachrichtung dringend benötigt. Diese Menschen nach Deutschland abzuwerben, schadet den Staaten und erschwert den Aufbau einer besseren Lebenswirklichkeit für die Menschen dort. Es handelt sich u. E. um die neue Form des Brain-Drain-Kolonialismus.
Zweifelsfrei ist neben der Industrie der deutsche Mittelstand ein Innovationsmotor. Aus Einzelinitiativen und Hochschulausgliederungen werden neue Unternehmen mit oft neuartigen Produkten und Lösungen diverser Problematiken gegründet. Ein Beispiel aus dem Aachener Raum ist die BeaTec GmbH. Mit rund 20 Mitarbeitern ist das Unternehmen auf die Produktion und Verfeinerung diverser Hochpräzisionsteile für etliche Anwendungsbereiche, welche weltweit benötigt werden, spezialisiert. Beim Werkstoff „Keramik“ ist zum Beispiel die BeaTec GmbH seit langen Jahren im Bereich der Weltmarktführerschaft unterwegs. Das erwähnte Helmholtz-Zentrum Berlin hat bereits im Jahr 2015 die Tandemzelle entwickelt und Ende des Jahres 2022 einen neuen Rekord-Wirkungsgrad von 32,5% bekanntgegeben.
Der Optimismus des Bundeskanzlers wird von einem hohen Grad an Unkenntnis über meteorologisch-physikalische Tatsachen, um nicht zu sagen ´Naturgesetze` gespeist. Das machen wir ihm nicht zum Vorwurf. Er wird von seinen Beratern schlecht – im Sinne des Gelingens der Energiewende – informiert.
Da ist zum einen eine die Unregelmäßigkeit, die starke Volatilität der Windstromerzeugung. Zum anderen kann PV-Strom nur im Durchschnitt und maximal für 12 Stunden erzeugt werden. Im Sommer mehr, im Winter weniger. Die Stärke der Sonneneinstrahlung auf die Solarzellen schwankt ebenfalls erheblich. Untersuchungen von Agora-Energiewende belegen, dass trotz erheblichen Ausbaus (rechnerische 86 Prozent im Jahr 2040) von Windkraft- und PV-Anlagen immer noch sehr viel konventionell erzeugter Strom notwendig ist. Beispiel: Dezember 2022 hochgerechnet auf 2040. In machen Zeiten fehlen über 70 GW regenerativ erzeugter Strom, um den Bedarf Deutschlands zu decken.
Im Herbst/Winter steht PV-Strom aktuell nur im unteren einstelligen Prozentbereich zur Verfügung. Die Windstromerzeugung reicht nicht aus, um den Strombedarf Deutschlands zu decken. Im Sommer, wenn wenig Wind weht und die Sonne kräftig scheint, wird der Strombedarf auch nicht nur annähernd gedeckt. Im nächsten Artikel dieser Kolumne werden wir den Januar 2023 ausführlich analysieren. Es ist ein Monat, der alle Tücken der regenerativen Stromerzeugung enthält.
Abgesehen davon, dass die Frage ´Stromspeicher` nicht mal ansatzweise geklärt ist, gibt es aktuell keinen überschüssigen, regenerativ erzeugten Strom, der gespeichert werden könnte. Auch in der Vergangenheit nicht. Und wenn es ihn mal in ferner Zukunft geben sollte, fällt er nur sehr unregelmäßig und dann sehr oft in großen Mengen an (Beispiel Dezember 2022 oben). Was an der besagten Volatilität von Wind- und Solaraktivitäten liegt und was gigantische Speicherkapazitäten erfordert. Batteriespeicher wären vor allem dazu geeignet, Regelenergie zwecks Netzstabilität bereit zu stellen.
Diese wird aktuell und auch in Zukunft nur durch die großen Generatoren der konventionellen Stromerzeugung gewährleistet werden. Etwa 25 Prozent des Gesamtstroms müssen konventionell = regelmäßig fließend durch große Generatoren mit 3.000 (1.500) Umdrehungen pro Minute erzeugt werden. Wobei der Energieträger zur Herstellung des Turbinendampfs, der die Generatoren antreibt, Kohle, Gas oder Kernkraft sein kann. Grüner Wasserstoff macht nur dann Sinn, wenn er wirklich aus überschüssigem = aktuell nicht verwendbarem, grünen Strom (Wind- und/oder PV-Strom) hergestellt wurde. Anders werden sich in Zukunft keine Stromnetze von der Größenordnung eines Industrielandes sicher betreiben lassen. Auch wenn sich die Freunde der Energiewende dies ganz stark wünschen.
Das aktuelle Monitoring der Bundesnetzagentur, der vom Wirtschaft- und Klimaministerium veröffentlicht wird, wird in einem gesonderten Artikel von uns analysiert werden. Nur so viel: Die Aussage …
„Dieser Bericht zeigt, dass in den gewählten Szenarien die sichere Versorgung mit Elektrizität im Zeitraum 2025 bis 2031 gewährleistet ist. Der Bericht unterstellt in den Szenarien verschiedene Entwicklungen, dazu
gehört auch ein frühzeitiger Kohleausstieg bis 2030.“
… ist in hohem Maß irreführend und belegt die Leichtfertigkeit und die ´Manipulationsfreude` der Bundesnetzagentur sowie des zuständigen Ministeriums.
Der Klimaclub ist eine Idee, die Prof. Hans-Werner Sinn nochmals formuliert (Hier ab 1:00:28) hat. Aktuell sieht es nicht so aus, dass die USA, China oder Indien daran teilnehmen. Auch Brasilien hat abgewunken.
Eine Einschätzung des amerikanischen Inflation Reduction Act bieten zum Beispiel Volker Hellmeyer und der Deutschlandfunk. Credo des Bundeskanzlers ist es offensichtlich, internationale Investoren mit erheblichen Subventionen zu locken.
Die Prognose, Deutschland und Europa seien 2045 weitgehend klimaneutral ist nicht nur gewagt. Eingedenk des ersten Teils und den letzten 8 Kommentaren zu den Videoausschnitten dieses Teils der Analyse der Rede des Bundekanzlers, ist es höchst unwahrscheinlich, dass dieser Fall eintritt. Allein die Vorgehensweise sichere Stromerzeugungskapazitäten vom Netz zu nehmen, ohne für ausreichenden Ersatz gesorgt zu haben, ist ein unverzeihlicher Fehler. So führte der Wegfall des Kernkraftstroms zu einem Anstieg des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Um diesen zu ersetzen waren keine regenerativen Anlagen in notwendigem Umfang zugebaut worden. Also mussten fossile Kraftwerke reaktiviert werden. Gleiches wird ab April 2023 geschehen, wenn die letzten drei Kernkraftwerke vom Netz genommen werden. Der CO2-Ausstoß wird nochmals steigen. Das ist faktisch der Offenbarungseid einer Energiewende, in die Abermilliarden Euro investiert wurden, um den CO2-Ausstoß zu senken.
Zum Schluss ein Interview mit Rüdiger Stobbe, der sich seit mehr als 5 Jahren mit der Stromerzeugung in Deutschland beschäftigt. Es wurde von Kontrafunk aktuell am 7.2.2023 geführt und beschäftigt sich mit der Idee des Bundeskanzlers jeden Tag bis zum Jahr 2030 4 bis 5 neue Windkraftanlagen in Deutschland onshore zu errichten.
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