Energiewende & regenerative Stromproduktion 22.10.2021 bis 22.11.2021

30.11.2021 enexion

Dass die Energiewende in Deutschland in erster Linie eine Stromwende ist, auf diesen Sachverhalt wurde in dieser Kolumne schon hingewiesen. Zwar ist in der aktuellen Debatte viel häufiger von der Notwendigkeit des Speicherns die Rede. Faktisch aber gibt es keine regenerativen Stromüberschüsse, die man speichern könnte. Beleg: Für dieses Jahr (1.1. bis 22.11.2021) liegt der Anteil der regenerativen Stromerzeugung bei 40,6%. Im Jahr 2020 waren es mit 49,3% noch knapp 50%. Hauptursache für den Rückgang ist vor allem die Windstromerzeugung. Aber auch alle anderen regenerativen Energieträger ließen bei der Stromerzeugung nach. Knapp 10% weniger regenerativ erzeugter Strom als 2020 ist bestimmt kein Pappenstiel. Auch wenn man berücksichtigen muss, dass im Corona-Jahr 2020 mit gerundeten 459 TWh Strom gut 10% weniger Strom produziert wurden als 2021 mit 512 TWh (Alle Werte netto). Insgesamt lieferten die regenerativen Stromerzeuger absolut 18,6 TWh Strom im Jahr 2021 weniger als 2020. Grund genug, einmal auf regenerative Stromerzeugung im Detail zu schauen.

Ausgewählt wurde der Zeitraum vom 22.10. bis zum 22.11.2021. Dieser Monat liefert ein nahezu repräsentatives Spektrum regenerativer Stromerzeugung. Zumindest, was die Volatilität angeht:

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Öffnen Sie den Ergebnislink und lesen Sie den prozentualen Anteil der regenerativen Stromerzeugung genau ab. Fahren Sie einfach mit der Maus, mit dem Finger über den Chart. Für den gewählten Zeitraum reicht die Schwankungsbreite von 10,7 bis 73,3% Anteil regenerativ erzeugter Strom an der Gesamtstromproduktion. Wobei beachtet werden muss, dass der Sockel der regenerativen Erzeugung immer aus Strom Biomasse bzw. Wasserkraft besteht. Dieser Anteil liegt aktuell faktisch immer bei 9 bis 13% je nach der Gesamtmenge des erzeugten Stroms. Für den ausgewählten Zeitraum 2021 sind es 11,1%. Wie gering die Stromerzeugung mittels Wasserkraft und Biomasse bezogen auf den Bedarf ist, zeigt dieser Chart:

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Dafür hat die Stromerzeugung mittels Wasserkraft und Biomasse einen erheblichen Vorteil. Sie ist – das zeigt der Chart ebenfalls – grundlastfähig. Der Mensch kann steuern, wann Strom erzeugt wird und wann nicht. Und er kann in einem bestimmten Rahmen auch bestimmen, wie viel Strom erzeugt werden soll. Der Rahmen ist allerdings nicht beliebig erweiterbar. Deshalb wird der mittels Wasserkraft und Biomasse erzeugte Strom immer weniger prozentualen Anteil an der Gesamtstromerzeugung haben. Immer weniger in dem Maße, wie die Stromerzeugung mittels Wind- und PV-Anlagen ausgebaut wird.

Stromerzeugung mittels Wind- und PV-Anlagen hat einen erheblichen Nachteil. Sie ist eben nicht in dem Umfang vom Menschen steuerbar als dass eine pass, sprich bedarfsgerechte Erzeugung möglich wäre. Selbstverständlich kann der Aus- und Zubau von Windkraft- und PV-Anlagen die Gesamtstromausbeute weiter vorangetrieben werden. Das ändert aber nichts an folgenden Sachverhalten:

  • Weht kein Wind im Windkraftanlagenbereich, werden die Solarpaneelen nicht von der Sonne beschienen, dann erzeugen auch viele zusätzliche Anlagen insgesamt nur wenig Strom.
  • Weht hingegen viel Wind und scheint die Sonne kräftig, dann kommt es zu teilweise erheblichen Stromüberschüssen, die mangels Speichermöglichkeiten billig abgegeben, verschenkt oder gar mit Aufgeld verschenkt werden müssen.

Zwar kann die konventionelle Stromerzeugung in einem gewissen Umfang ausgleichend wirken. Beim jetzigen Stromerzeugungsvolumen von brutto um die 600 TWh/Jahr ist aus Gründen der Netzstabilität aber immer eine Stromerzeugung in Höhe von 20 GW mittels großer rotierender Massen notwendig. Das können aktuell nur konventionell Kraftwerke leisten. Was nichts anders bedeutet, dass eine starke regenerative Stromerzeugung paradoxerweise zu niedrigen Börsenstrompreisen für den Stromexport Deutschlands führt. Das ist in aller Regel wegen der PV-Stromerzeugung über Tag der Fall. Sobald die PV-Stromerzeugung wegfällt, der Bedarf zum Vorabend nur wenig nachlässt, gleichbleibt oder sogar steigt, entstehen häufig Strom-Versorgungslücken, die hochpreisig geschlossen werden müssen. Die Situation verschärft sich, wenn zum Abend auch noch die Windstromerzeugung nachlässt. Und die Konventionellen nicht schnell genug liefern können oder wollen. Dann steigen die Importpreise besonders stark an. Wovon die konventionellen Stromerzeuger auch profitieren. Ein Beispiel für solch eine Situation ist der 13. 6. 2021:

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Wichtiger Hinweis: Wenn Sie mit der Maus oder dem Finger über den Chart des Ergebnislinks fahren und nicht alle Tiptools mit den Werten angezeigt werden, verändern Sie die Größe des Charts im Browser bis alle Tiptools „reinpassen“.

Kommen wir zurück zu ausgewählten Monatszeitraum. Wenn die konventionelle Stromerzeugung zur regenerativen Erzeugung hinzugefügt wird, ergibt sich dieser Chart.

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Stromunter-, Stromüberproduktion wurden beispielhaft gekennzeichnet. Die gestrichelte Preiskurve belegt den Zusammenhang zwischen starker/geringer regenerativer Produktion und geringen/hohen Strompreisen. Das Problem: Je mehr regenerative Stromerzeugungsanlagen hinzugebaut werden, desto mehr verschärft sich die Lage. Ein Ausweg wären Speicher, insbesondere Langzeitspeicher auf Wasserstoffbasis. Doch die sind nicht in Sicht. Jedenfalls nicht in Größenordnungen, die die konventionelle Stromerzeugung, die 2021 bisher knapp 60% im Durchschnitt beträgt, auch nur ansatzweise zu ersetzen.

Wenn Sie sämtliche Zahlen & Werte des Zeitraums vom 22.10. bis zum 22.11. 2021 aufrufen möchten, rufen Sie die Gesamtübersicht auf. Sie können nicht nur vielfältige Analysen zum Beispiel zum Im- und Export Deutschlands und seiner europäischen Nachbarn sowie zum CO2-Ausstoß fahren. Es besteht automatisch auch die Vergleichsmöglichkeit aller Werte ab dem Jahr 2016 ff. Entdecken Sie, wie sich die Energie-, die Stromwende in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

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