Energiewende – Stromproduktion & Strompreise

22.09.2021 enexion

„Kohle hat die Erneuerbaren wieder überholt“ – So wurde es kürzlich in vielen Medien kommuniziert. Gemeint ist der Sachverhalt, dass die Stromproduktion mittels fossiler Energieträger gegenüber dem Vorjahr wieder zugenommen, die regenerative Stromerzeugung hingegen abgenommen hat. Das ist der Tatsache geschuldet, dass vor allem im Winter/Frühjahr des Jahres 2021 die Stromerzeugung mittels Windkraftanlagen gegenüber dem Vorjahr erheblich nachgelassen hat. Und das, obwohl neue Windkraft- und PV-Anlagen zugebaut wurden. Zwar wurden und werden in Zukunft etliche 20 Jahre und ältere aus der Förderung gefallene Anlagen abgeschaltet/abgebaut. Dennoch ist die installierte Leistung Wind und PV  gestiegen. Bisher war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass eine höhere installierte Leistung regenerativer Stromerzeuger mit einer höheren Stromerzeugung – zumindest über einen längeren Zeitraum gerechnet – einhergeht. Das ist im bisherigen Jahr 2021 nicht der Fall. Anlass genug, die Stromerzeugung der Jahre 2020 und 2021 genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Charts, die verwendet werden, umfassen alle den Zeitraum 1.1.2020 bis 14.9.2021. Damit sind die Werte insgesamt aktuell. Zusätzlich zu den unveränderbaren Screenshots der Charts werden Ergebnislinks angezeigt, mit denen der jeweilige Chart aufgerufen und modifiziert werden kann. Die Strom-Produktionsübersicht über den Zeitraum 1.1.2020 bis 14.9.2021 sieht als Screenshot so aus:

Ergebnislink

Der Chart ist unübersichtlich, ja sogar verwirrend und wenig aussagekräftig. Zwar kann man erkennen, dass der Stromimport (rot) im Sommer sowohl 2020 als auch 2021 zunimmt, zum Herbst/Winter wieder abnimmt. Und dies, obwohl die Stromerzeugung mittels Photovoltaik (PV) im Sommer ebenfalls stark zunimmt, während sie im Winter fast keine Rolle spielt. Um die Stromproduktion transparenter zu machen, klicken Sie auf den Ergebnislink. Wenn Sie über den Chart fahren, erscheinen die jeweiligen Produktionszahlen. Viel wichtiger aber ist die Möglichkeit, mit den Buttons über dem Chart die jeweiligen Stromerzeuger an- und abzuschalten. Hinzu kommt die Möglichkeit, den regenerativen Anteil der Stromerzeugung mittels des Buttons ganz rechts als Werte aufzurufen. Sie können beliebige Stromerzeuger-Konstellationen zusammenstellen, vergleichen und analysieren.

Schauen wir auf die Häufigkeit von Wind-Flauten im ausgewählten Zeitraum.

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Bezogen auf die Bedingung ´Flaute kleiner als 15% des Strombedarfs/Mindestdauer 2 Tage` gab es 2021 bereits bis zum 14.9.2021 75 solcher Tage, während im gesamten Jahr 2020 lediglich 52 Tage zu verzeichnen waren. Beleg: Klicken Sie auf den Ergebnislink. Sie können jeden einzelnen Zeitraum als Chart darstellen lassen, wenn Sie auf den blauen, nach unten weisenden Doppelpfeil klicken. Die wesentlich höhere Flauten-Häufigkeit 2021 gibt bereits einen Hinweis auf die geringere Windstromerzeugung im Jahr 2021.

Ein Blick auf die genauen Zahlen des jeweils ersten Quartals der Jahre 2020 und 2021 belegt die vermutete Schwäche der regenerativen Stromerzeugung des Jahres 2021.

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Im ersten Quartal 2021 werden 15% weniger regenerativer Strom bezogen auf die Gesamtproduktion als 2020 erzeugt. Wobei daran alle regenerativen Energieträger, also auch PV, Biomasse und Wasserkraft ihren Anteil haben. Vor allem aber ist es der fehlende Wind sowohl on- als auch offshore, der für den massiven Rückgang der regenerativen Stromerzeugung ursächlich ist. Bei den CO2-Emissionen wirkt sich der Rückgang verheerend aus.

Es muss bedacht werden, dass im ersten Quartal 2020 (Schaltjahr) kaum einschränkende Corona-Maßnahmen galten. Diese führten erst ab April 2020 zum Einbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten, und damit zum massiven Rückgang des CO2-Ausstoßes. Womit belegt wird, dass wirtschaftliche Produktivität mit Energie unlösbar zusammenhängt. Energie nicht nur in Form vom Strom, sondern Energie, die in Deutschland aktuell zum größten Teil fossil bereitgestellt wird. Stromwende ist nur ein kleiner Teil der Energiewende. 65% – Ziele und ähnliches im Bereich der regenerativen Stromerzeugung gaukeln dem nicht kundigen Bürger Fortschritte vor, die faktisch nicht vorhanden sind. Eine realistische  Energiewende in allen Sektoren ist allein wegen der notwendigen digitalen Netzstabilisierung und der ungeheuren Anzahl an regenerativen Stromerzeugern Wind & PV – ganz gleich, ob allein in Deutschland oder weltweit – ein Unterfangen, das – so vermuten wir – den verantwortlichen und generell optimistischen Politikern in seiner Tragweite überhaupt nicht klar ist.

Der Vollständigkeit halber noch der CO2-Ausstoß und die Produktion über den Zeitraum 1.1.2020 bis 14.9.2021. Mit 10% liegen die regenerativen Stromerzeuger auch zum Ende des dritten Quartals noch hinten. Der CO2-Ausstoß ist deutlich höher als im Vorjahr, wobei die wieder anziehende Wirtschaft im Jahr 2021 sicher ihren Teil dazu beigetragen hat.

Bemerkenswert ist, dass Deutschland seit 3 Jahren in der Zeit von Mai bis September mehr Strom aus dem benachbarten Ausland importiert als ihn selbst zu produzieren. Das hat vor allem ökonomische Gründe. Die konventionellen Stromerzeuger bekommen selbstverständlich die gleiche Vergütung für ihre Stromerzeugung wie die Nachbarn für den Strom, den sie nach Deutschland ausführen. Wie unten noch gezeigt wird, ist das Preisniveau mittlerweile so hoch, dass Deutschland endgültig Strompreisweltmeister ist. Was der Wirtschaft enorm schadet. Für den normalen Stromverbraucher werden sich die erhöhten Handelspreise im nächsten Jahr mit entsprechenden Erhöhungen bemerkbar machen.

Zum Schluss noch der Blick auf die Preisentwicklung des Stroms in Deutschland.

Ergebnislink

Die Preistendenz ist offensichtlich steigend. Auf der anderen Seite kommt es – schon immer – vor, dass Deutschland Strom mit einer Bonuszahlung verschenken muss, wie der Chart eindrucksvoll zeigt. Aktivieren Sie den Ergebnislink und schauen Sie sich beliebige Zeiträume im Gesamtzeitraum an. Einfach einen Zeitraumbutton aktivieren und auf der Leiste unten verschieben.

Ausführliche Analysen mit eigenen Vorgaben können Sie erstellen, wenn Sie auf die Seite  www.stromdaten.info aufrufen. Dort finden Sie neben vielem anderen alle Tools, mit denen die Berechnungen und Analysen in diesem Artikel gemacht wurden.

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