PV-Kannibalisierungseffekte

PV-Strom im Preisverfall: Wie sicher sind langfristige Green-PPAs für Unternehmen noch?

In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist der Marktwert der deutschen PV-Erzeugung deutlich gesunken. Der Preis, den PV-Strom im Durchschnitt am Markt erzielt, liegt seit März sogar unter 50 Euro pro Megawattstunde.

 

Im gleichen Zeitraum ist auch der durchschnittliche Baseload-Spotpreis, also der einfache Mittelwert der stündlichen Spotpreise, gesunken – allerdings nicht in gleichem Maße. Der Einfluss günstiger PV-reicher Stunden zeigt sich vor allem in einer steigenden Volatilität am Spotmarkt.

Maßgeblicher Treiber des Preisverfalls von PV-Strom ist vor allem der bereits erfolgte und gesetzlich geplante massive PV-Ausbau.

 

 

Die großzügige EEG-Förderung trägt zur Kannibalisierung bei. Die Vergütung von EEG-Anlagen, die derzeit nach dem Marktprämienmodell vergütet werden, wird erst nach drei aufeinander folgenden negativen (Preis-)Stunden ausgesetzt. Die Prognose dieser Zeiträume ist jedoch komplex, so dass die Verschärfung der Regelung – der Zeitraum negativer Stundenpreise wird schrittweise von zunächst sechs Stunden auf eine Stunde ab dem Jahr 2027 reduziert – bisher nicht den gewünschten Effekt auf das Gebotsverhalten an der Strombörse zeigt. Das Ergebnis: Bereits in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurde ein neuer Jahreshöchststand negativer Stundenpreise erreicht.

 

 

Marktwertfaktor und Kannibalisierung: Der Marktwertfaktor gibt das Verhältnis zwischen den durchschnittlich erzielten Preisen und dem Preis einer Baseload-Lieferung an. Er beschreibt somit die Wertigkeit einer Erzeugungstechnologie. Der Begriff „Kannibalisierung“ beschreibt die geringeren Marktwerte der Stromerzeugung aus PV und Wind. Aufgrund der Grenzkosten der PV-Erzeugung, die nahe Null liegen, können in sonnenreichen Stunden die eigenen erzielbaren Preise durch ein Überangebot gedrückt werden.

 

 

Unsere Untersuchung belegt, dass der Marktwertfaktor für PV-Strom in allen Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. So verzeichnete die PV-Erzeugung in den sonnenreichen Monaten April bis September einen Preisabschlag von mindestens 40% gegenüber den Baseload-Spotpreisen. Im Mai 2024 fiel der Marktwertfaktor sogar erstmals unter 50%. Im August 2024 sank er gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 30%.

Implikationen für stromkostenintensive Unternehmen: Um den hiermit verbundenen Risiken zu begegnen, ist ein Verständnis des Kannibalisierungseffekts essenziell. Denn bei strategischen Entscheidungen – etwa dem Abschluss von Green Power Purchase Agreements (PPAs) oder der Bewertung von PV-Investitionsprojekten – ist die Kernfrage nach dem zukünftigen Kannibalisierungseffekt entscheidend: Welchen Wert hat der PV-Strom eines PPAs oder eines Investitionsprojekts in Zukunft noch?

Für Fragen zu unserer durchgeführten Studie, die den Kannibalisierungseffekt auch bei der Erzeugungstechnologie Onshore-Wind nachweist, und zu Green-Power-Versorgungskonzepten steht Ihnen das enexion-Team gerne zur Verfügung.