Energiekrise & LNG, der Retter der Energiewende?

11.01.2023 enexion

Liquid Natural Gas (LNG) ist Erdgas, das auf dem Gasförderfeld (Konventionell oder per Fracking gewonnen) bei – 161° C sofort verflüssigt und in großen Tanks gelagert wird. Das Volumen des verflüssigten Gases ist 600 mal geringer als der Gaszustand. Zum Transport wird LNG in große Kugeltanks gepumpt, welche auf Schiffen montiert sind. Das dauert mehrere Tage. „An den Zielhäfen, den sogenannten Hubs, wird das LNG entweder in Tanks gepumpt, die mindestens 100.000 m3 groß sind und in denen das LNG bei Atmosphärendruck lagert, oder es wird direkt regasifiziert und mithilfe von Großkompressoren in Gasfernleitungen eingespeist. Für die Regasifizierung nutzt man zumeist Meereswasserwärme oder sehr großer Verdampfungsanlagen. Das LNG kann zudem mit Tankwagen weiter transportiert werden, in naher Zukunft möglicherweise auch mit Kesselwagen auf der Schiene. Der Weitertransport per Schiff steht bislang nicht zur Diskussion.“ Quelle

Genau solch´ ein Hub wurde jetzt in Wilhelmshaven mit dem Spezialschiff „Esperanza“ in Betrieb genommen. Auf dem Schiff wird LNG in Gas umgewandelt. Das erste Schiff, das nur LNG transportiert, wird Mitte Januar erwartet. Die Inbetriebnahme der Esperanza war Grund genug für Bundeskanzler Scholz, seinem Wirtschaftsminister Habeck und Finanzminister Lindner zur Einweihung nach Wilhelmshaven zu reisen.

Quelle

Kritiker sind gegen Lieferung von LNG. Zum einen aus Gründen des Umweltschutzes, zum anderen aus der damit faktischen Beerdigung der Energiewende. Zu Recht wird behauptet, dass die jetzt eingeläuteten Maßnahmen in Sachen LNG nicht nur für ein paar Jahre Bestand haben werden. Damit wird dem Sachverhalt Rechnung getragen, dass auch bei einer sogenannten 100%-Versorgung Deutschlands mit regenerativ erzeugtem Strom inkl. der Elektrifizierung aller Sektoren, also nicht nur der Energiewirtschaft, sondern auch von Industrie, Verkehr, Gebäuden, Landwirtschaft sowie Haushalten immer noch Gas zur Verstromung in großem Umfang vorhanden sein muss. Allein im Zeitraum vom 29.11.2022 bis zum 13.12.2022 herrschte eine kalte Dunkelflaute, in der zwar vom 2.12.2022 bis zum 8.12.2022 etwas mehr Windstrom erzeugt wurde als an den drei Tagen vorher und den fünf Tagen danach, die aber insgesamt ein desaströses Wind- und PV-Stromergebnis brachte.

Quelle

Der Volllastanteil im obigen Zeitraum betrug bei

Wind onsh. offsh. 12,3 %
Wind onsh. offsh. + PV 7,0 %
Wind onsh. offsh. + PV + Bio + Laufw. 11,7 %

 

Quelle & Installierte Leistung

Die Gasstromproduktion übertraf die Stein- und Braunkohlestromproduktion im jeweils einzelnen Bereich. Nur zusammen war die Kohleverstromung stärker. Da die Stein- und Braunkohleverstromung in ein paar Jahren komplett wegfallen (sollen), bleibt ausschließlich die Gasverstromung, wenn Wind- und Solarkraft schwächeln. Wenn man bedenkt, dass der Strombedarf wegen der oben bereits angesprochenen Elektrifizierung des kompletten deutschen Energiesystems zu einer erheblichen Steigerung des Strombedarfs führen wird, muss mit noch viel mehr Gasverstromung in Zeiten einer alle Jahre wiederkehrenden kalten Dunkelflaute gerechnet werden. Zur Veranschaulichung nehmen wir an, dass eine Vollelektrifizierung Deutschlands bei aktuellem Endenergiebedarf konservativ kalkulierten 1.800 Terawattstunden (TWh) regenerativ erzeugten Strom/Jahr im Durchschnitt bedeuten würde. Dafür wäre insgesamt diese Anzahl von Windkraftwerken und PV-Anlagen nötig:

Quelle

Die Berechnung bezieht sich auf die durchschnittlichen Langfrist-Stromerzeugungsraten per Wind- und Solarkraft. Sobald sich ein Wind- und Solarszenario wie oben dargestellt ergibt, und das ist bis zu zwei Mal pro Jahr der Fall, fehlt trotz dieser Unzahl von Hochleistungswindkraft- und PV-Anlagen eine Unmenge Strom. Denn weiterhin gilt: Wenig Wind und wenig Sonne ergeben wenig Strom. Da kann es noch so viele Kraftwerke geben. Das gilt selbstverständlich auch für die fossile Stromerzeugung. Es kann beliebig viele konventionelle Kraftwerke geben. Wenn keine (wenig) Kohle, wenn kein (wenig) Gas vorhanden ist, gibt es keinen (wenig) Strom. Man kann allerdings dafür sorgen, dass genügend dieser Energieträger vorhanden sind, um den notwendigen Strom zu erzeugen. Zum Beispiel, indem man LNG einkauft, wenn dies denn – wie aktuell – die einzige Möglichkeit sein sollte, den Gasbedarf Deutschlands zu stillen. Wind- und Solarkraft hingegen unterliegen dem Zufallsprinzip. Ein Prinzip, das für eine Industriegesellschaft untauglich ist. Deshalb wird LNG so lange notwendig bleiben, solange das wesentlich umweltfreundlichere Pipelinegas nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. LNG rettet nicht die Energiewende. Es ist ein Beleg für deren Scheitern in der Form, dass 100% „Erneuerbare“ identisch seien mit 100% Stromversorgung Deutschlands.

Ist LNG eine Hochrisikotechnologie?

 

Zum Schluss eine Einschätzung von Dr. Helge Toufar zur Gefährlichkeit von LNG bei Herstellung, Transport und Einspeisung in Gasnetze.

Quelle

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