Energiewende/Energiekrise & die Habeck´sche Wirtschafts- und Klimaschutzpolitik – Teil 1

27.09.2022 enexion

Die vielfach von den Freunden der Energiewende vorgetragene Ansicht, dass mit einem viel schnelleren und dynamischeren Ausbau der „Erneuerbaren“, die aktuelle Energiekrise hätte verhindert werden können, ist nicht richtig!

Die „Erneuerbaren“ erzeugen aktuell und nur im Jahres-Durchschnitt knapp 50% des in aktuell Deutschland benötigten Stroms – und nur des Stroms* – von 500 TWh/Jahr netto. Die Zukunftsberechnungen von Agora-Energiewende gelegen, dass zum Beispiel auch ein Ausbaugrad der „Erneuerbaren“ von 86% zusätzliche Stromerzeugung durch fossile Stromerzeugung oder Importe unabdingbar macht.  Dass diese teilweise über 50 GW (10.1.2022, 18:00 Uhr) liegen kann, belegt der folgende Chart.

Quelle

Der Chart verdeutlicht auch die Volatilität, die durch den Ausbau der „Erneuerbaren“ praktisch gehebelt wird. Aber nur dann, wenn genügend Wind- und/oder Solarkraft vorhanden ist. Fehlen diese, bleibt die regenerative Stromerzeugung auch bei noch so vielen regenerativen Anlagen gering. Bei viel Wind- und Solarkraft hingegen kommt es in aller Regel zu einer starken Stromüberproduktion, welche den Strompreis – das geschieht vor allem am bedarfsarmen Wochenende (8./9. und 15./16.) – bis in den negativen Bereich drücken kann. Zu Beginn und am Ende des Charts wird die Überproduktion eindrucksvoll sichtbar. Eine Überproduktion, die, das berücksichtigt Agora in der Zukunftsberechnung nicht, noch durch erhebliche fossil erzeugte Systemdienstleistungen zwecks Netzstabilisierung ergänzt werden muss.

Ein beeindruckendes Szenario ist aktuell die 37. Kalenderwoche des Jahres 2022 hochgerechnet auf einen regenerativen Ausbaugrad von 86%. Der Chart belegt das Dilemma der regenerativen Stromerzeugung per Wind- und Solarkraft.

Quelle

In der ersten Woche wird eine Menge fossiler Strom benötigt. In der Zeit von 9:00 bis 16:00 Uhr allerdings kommt es bis auf den Mittwoch zu einer hohen PV-Strom-Übererzeugung. In der zweiten Wochenhälfte frischt der Wind auf, so dass es zu einer generellen Strom-Übererzeugung kommt. Was sich insgesamt senkend auf das Preisniveau auswirken wird. Es ist sogar wahrscheinlich, dass der überschüssige Strom mit Bonus verschenkt werden muss. Speichermöglichkeiten, die allein den in dieser Woche überschüssigen Strom speichern können, sind nicht in Sicht. Würde man darauf hoffen, wären die Speicher ganz sicher optional in die Zukunftsbetrachtung des Agorameters integriert.

Robert Habeck – Energiewende-Architekt und Krisenmanager

 

So hatte sich Robert Habeck das sicher nicht vorgestellt. Endlich an den Schalthebeln der Macht. Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und damit faktisch auch Energiewendeminister. Dann kommt die größte (Energie-) Krise Deutschlands der Nachkriegszeit, wenn man mal von den Irrungen und Wirrungen in Deutschland direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Währungsreform und dem etwas später beginnenden „Wirtschaftswunder“ absieht. Waren zu Beginn seiner Amtszeit die Pläne und Aussichten noch einigermaßen rosig, änderte sich das mit der Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts bis hin zum russischen Einmarsch in die Ukraine am 24.2.2022 immer schneller. Die Kritik an der Handlungsweise des Wirtschafts- und Klimaschutzministers nahm umso mehr zu, desto schwieriger sich die Energie-, die Versorgungssituation darstellte. Im Bereich Strom begannen die Preise bereits im August vergangenen Jahres anzuziehen.  Drei der letzten sechs Kernkraftwerke standen Ende 2021 zur Abschaltung an. Am 21. Dezember des Jahres 2021 wurde mit 620€/MWh der vorläufige Höhepunkt des Strompreises verzeichnet. Zu Beginn des Jahres 2022 fiel der Preis. Das frühere Preisniveau wurde jedoch nicht mehr erreicht. Nach dem Beginn des Russland-Ukraine-Krieges stieg der Strompreis bis auf 700€/MWh am 8. März an, um danach wieder zu sinken. Erst ab Mitte Juni 2022 begann eine Strompreisdynamik, die unseres Erachtens direkt mit den Sanktionen der EU/Deutschlands gegen Russland und den russischen Gegenmaßnahmen in Form von Gasrationierungen bzw. der späteren Gassperren Nordstream I zusammenhängen.  Wobei Wladimir Putin nie einen Zweifel daran gelassen hat, Gas durch die fertige aber von Deutschland nicht in Betrieb genommene Röhre Nordstream II zu liefern. Hatten zu Beginn der Krise Bundespolitiker noch getönt, nie mehr Energie aus Russland beziehen zu wollen, merkte man sehr schnell, dass es ohne Gas aus Russland sehr schwer werden würde, eine sichere Energieversorgung des Industriestandortes Deutschland aufrecht zu erhalten. Deutschland steuert aktuell auf eine Inflations- und Insolvenzkrise zu. Viele Unternehmen, insbesondere Unternehmen der energieintensiven Industrien, werden sich nicht halten können oder überlegen, Deutschland zu verlassen**. Der Mittelstand wird in den kommenden Monaten insgesamt ebenfalls hart getroffen werden. Neben dem massiven Zuwachs von Arbeitslosigkeit werden vor allem viele, viele kleine und mittelgroße Unternehmer aufgeben müssen. Rentner und Rentnerinnen, die Deutschland aufgebaut haben und die jetzt sehen, wie ihr Lebenswerk womöglich zerstört wird, müssen zum „Amt“, weil sie die Energiekosten nicht mehr stemmen können. Das ist für viel Menschen dieses Personenkreises eine absolute Demütigung, eine Schande.

Wie Vermieter das Gas zum Heizen vorfinanzieren sollen, ist ein enormes Problem. Auch wenn die Liquidität vorhanden wäre. Ob alle Mieter die erhöhten Abschläge aufbringen können, ist mehr als zweifelhaft. Viele Vermieter werden auf diesen Kosten sitzenbleiben.

Bleibt der Staat, der es richten soll. Die drei Entlastungspakete sind auf den ersten Blick voluminös. Eingedenk der großen Summen, um die es geht, sind sie unseres Erachtens ein Tropfen auf den heißen Stein. Deutschlands Wirtschaft treibt immer mehr in Richtung Abgrund. Nur eine massive Erhöhung der verfügbaren Energie-, sprich Gasmenge wird zum Sinken der Preise führen. Da sollte ein Zugehen auf Russland zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Optimistisch sind wir allerdings nicht, wie weiter unten zu lesen sein wird.

Robert Habeck gerät mit seinen Vorschlägen und Maßnahmen immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik, die vor allen aus der Wirtschaft und ´vorausschauenden` Gesellschaftsteilen sowie der verfemten AfD kommt.

Viele Medien, vor allem die Öffentlich-Rechtlichen halten nach wie vor zu Robert Habeck. Fundamentale Kritik wird nicht laut. Rücktrittsforderungen sind praktisch nicht zu vernehmen. Wobei ohnehin die Frage wäre, wer von den grünen Mitstreitern Habecks oder sonst jemand im Regierungslager fachlich genug qualifiziert wäre und gleichzeitig den Mut hätte, das Problem an der Wurzel zu lösen. Da ist niemand in Sicht. Langjährige Mitarbeiter in Robert Habecks Ministerium hatten wohl Vorschläge, die allerdings, weil –  „Die verdächtigen Personen seien aber mit besonders russlandfreundlichen Positionen aufgefallen“ Quelle – , nicht genehm waren. Weil die Vorschläge wahrscheinlich Richtung „Gespräche mit Russland“ gingen, wurde zwecks Überprüfung dieser Beamten, der Verfassungsschutz eingeschaltet. Bis auf einige „Exoten“ (zum Beispiel Wagenknecht, Kubicki, Weidel) ist das offizielle Politik-Deutschland auf die Linie „Russland, Putin und seine Schergen sind böse, mit denen spricht man nicht. Die Ukraine braucht unsere volle Unterstützung: Ohne Wenn und Aber!“ eingeschworen.

Zum Schluss die höchst bemerkenswerte Sichtweise von ARD/ZDF auf die Person Robert Habeck in einer Sendung des ARD/ZDF Internetanbieters  Funk, der sich in erster Linie an junge Menschen bis 30 Jahre wendet. Tagesthemensprecherin Aline Abboud präsentiert einen knapp halbstündigen Lobgesang auf Robert Habeck. Nicht vor einem Jahr. Am 14. September 2022. Zu einem Zeitpunkt, als Robert Habeck bereits fachliche Schwächen offenbart hat. Lassen Sie sich den Film „auf der Zunge zergehen“. Schauen Sie sich auch das Interview von Frau Abboud mit Robert Habeck in den Tagesthemen vom 25.7.2022 an. Beides zusammen bildet einen guten Übergang zum zweiten Teil dieses Artikels, der mit dem Stresstest bezogen auf die drei verbliebenen Kernkraftwerke beginnt. Dargelegt wird, wie Robert Habeck diesen interpretiert und zur Einschätzung kommt, die zwei der drei Kernkraftwerke seien zwar abzuschalten aber in Reserve – wie immer das auch funktionieren soll – zu halten. Für den Notfall. Das dritte Kernkraftwerk in Niedersachsen wird endgültig vom Netz. Anfang Oktober sind dort Landtagswahlen. Da will Herr Habeck die Kernwählerschaft wohl nicht vergraulen.

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*Der Endenergiebedarf Deutschlands liegt bei etwa 2.300 TWh.

**Nehmen Sie Kontakt – info@enexion.de – mit uns auf. Es gibt unter Umständen frappierende Lösungsmöglichkeiten. Eine individuelle Betrachtung ist in jedem Fall sinnvoll. Wir rufen Sie auch gerne zurück. Eine Mail mit Ihrer Telefonnummer reicht.

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