Energiewende & Heizungstechnologie Teil 2 – Wärmepumpen

21.07.2023 enexion

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe, Dr. Martin Sabel, ist Interviewpartner von Hanna Decker bei F.A.Z.online* vom 23.6.2023. Wie im vorherigen Artikel über die Heizungstechnologie „Fernwärme“, werden relevante Fragen und Antworten von uns zitiert und in der Farbe Blau kommentiert.  Zunächst aber die Stellungnahmen des Bundesverbandes Wärmepumpe und anderen Experten zum sogenannten Heizungsgesetz (GEG-Novelle) zur Anhörung im Deutschen Bundestag am 3. Juli 2023.

Das Gesetzgebungsverfahren zur Novellierung des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) wurde kurz danach vom Bundesverfassungsgericht unterbrochen. Die zweite und dritte Lesung wird erst nach der Sommerpause stattfinden. Der vorparlamentarische sowie der parlamentarische Prozess waren insgesamt von großer Hektik gekennzeichnet. Erst der Antrag, der von einem CDU-Abgeordneten gestellt  und von 11 AfD-Abgeordneten des Bundestages  per Beitritt mitgetragen wurde, brachte eine Verschiebung durch das höchste deutsche Gericht in den Herbst.

Quelle* Ausschnitt oben, Bild Dr. Sabel & Zitate unten

Das zitierte FAZ-Interview mit blau unterlegter Kommentierung: 

Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe, spricht über die Pläne der Hersteller, Robert Habeck, klugen Klimaschutz und die Wärmepumpe im Bestand.

________

Herr Sabel, die Vorgabe, neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben, wird erst einmal verschoben. Zunächst sollen die Kommunen planen, welche Straßen wie mit Wärme versorgt werden. Wie enttäuscht sind Sie?

Die Idee, das Gebäudeenergiegesetz mit der kommunalen Wärmeplanung zu verzahnen, ist natürlich grundsätzlich gut und richtig, damit der Hausbesitzer weiß, welche Optionen er hat. Aber man hätte schon vor zehn Jahren damit anfangen müssen. Wir haben keine Zeit, mit der Wärmewende noch länger zu warten. Man darf auch nicht so tun, als würde Deutschland bald flächendeckend mit Fernwärme versorgt. Es wird jetzt einen Flickenteppich geben: Manche Kommunen haben schon eine Wärmeplanung, andere haben noch gar nicht angefangen. Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen. Das ist fatal für die Planungssicherheit und für die Akzeptanz, nicht nur für die Endkunden. Auch die Handwerker brauchen Orientierung. Viele haben angefangen, sich zu schulen und sich um das Thema Wärmepumpe verstärkt zu kümmern, jetzt werden Schulungstermine wieder storniert.

Die Verschiebung der zweiten und dritten Lesung mit der damit wahrscheinlich einhergehenden Verschiebung der Einbaupflicht von Wärmepumpen plus der sogenannten Technologieoffenheit (Gas mit Umrüstung auf Wasserstoff, Holzpellets Fernwärme) ist ein herber Rückschlag für den Verband Wärmepumpe, der selbstverständlich ein Interesse daran hat, dass seine Mitgliedsfirmen möglichst viele Wärmepumpen installieren. Nur im Neubaubereich wird es kurzfristig zu einer quasi Wärmepumpenpflicht/Fernwärmepflicht kommen. Das ist jedoch nur ein Bruchteil der Geschäftsmöglichkeiten, die der Gebäudebestand für Heizungswärmepumpen hergeben könnte.

Was bedeuten die Pläne für die Hersteller?

Die Industrie hat angekündigt, mindestens 5 Milliarden Euro in den Ausbau der Produktionskapazitäten in Europa zu investieren. Es gab zwei Wärmepumpen-Gipfel, Industrie und Handwerk haben für das Jahr 2024 zugesagt: 500.000 Geräte bauen und installieren, das kriegen wir hin. In den letzten beiden Jahren haben wir gezeigt, dass wir auch 50 Prozent Wachstum können und dass das Ziel erreichbar ist. Und jetzt macht man plötzlich einen Stopp aus voller Fahrt. Investoren brauchen aber eine klare Perspektive. Diese Unsicherheit und die ständigen Richtungswechsel schaden unseren Unternehmen. Das entschärfte Heizungsgesetz ist in dieser Form Gift für unsere Branche.

Gift für die Heizungsbau-Branche: So ist das!

[…]

Fürchten Sie, dass der Hype um die Wärmepumpe erst einmal vorbei ist? Die Zahl der Förderanträge ist in diesem Jahr deutlich zurückgegangen.

Die Nachfrage nach Wärmepumpen war im vergangenen Jahr extrem hoch, auch aus Angst, dass Gas im Winter knapp werden könnte, und natürlich aufgrund extrem hoher Gaspreise. Beide Faktoren sind nun nicht mehr vorhanden. Immerhin ist die Heizung endlich ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Hoffentlich werden die Kunden sagen: Egal, was da jetzt in dem Gesetz steht, die Wärmepumpe ist klimafreundlich und eine gute und zukunftssichere Lösung. Aber die Erfahrung zeigt: Am Ende werden die Entscheidungen vor allem über den Preis getroffen. Da auch im nächsten Winter die Gaslieferungen voraussichtlich gesichert sind und sich das Gaspreisniveau wieder auf niedrigem Niveau einpendelt, werden die… Menschen schnell wieder in alte Verhaltensmuster verfallen.

Der Mensch im Allgemeinen zeichnet dadurch aus, dass er auf der bequemen Seite lebt. Darin liegt eine Ursache des Wunsches nach mehr Wohlstand. Man gebe etwas Bequemlichkeit auf – indem man zum Beispiel arbeitet – und erreiche unter dem Strich mehr davon. Der Bequemlichkeitslevel Deutschlands liegt hoch. Wenn das Vorhandene funktioniert, ist es meistens aufwendig, etwas komplett Neues, wie zum Beispiel ein innovatives Heizungssystem zu explorieren. Hinzu kommt die zusätzliche Kostenbelastung. Fällt vermeintlicher Zwang weg, wird aufgeatmet. Alles bleibt beim Alten, solange es geht. 

Die Befürchtungen von Herrn Dr. Sabel sind also gut begründet. Beim kontinuierlichen Anstieg des Gaspreises sind wir allerdings nicht so sicher. Auch der Strompreis liegt um einiges höher als vor der Energiekrise. Wo die Preise hingehen, ist praktisch unkalkulierbar. Die beschworene Technologieoffenheit ist unseres Erachtens nur vorgeschoben. Holzpellets in großem Umfang sind alles andere als klimafreundlich. Vor allem, wenn sie nicht aus Restholz hergestellt werden, sondern gesunde Bäume verarbeitet werden müssen, um die Nachfrage zu stillen. Rechnen kann man viel, Fakt aber ist, dass bei der Holzverbrennung CO2 freigesetzt wird. welches durch Nachwachsen von Bäumen erst stark zeitversetzt wieder gebunden wird.

Grüner Wasserstoff ist, solange grüner Strom nicht im Überfluss vorhanden ist, CO2-steigernd. Der für die Wasserstoffherstellung genutzte grüne Strom fehlt im Allgemeinen Stromnetz und muss zu 100 Prozent fossil ersatzweise erzeugt werden. Die CO2-Ersparnis des grünen Wasserstoffs ist wegen des hohen Energieverlustes bei der Herstellung wesentlich geringer. Von 100 Prozent grüner elektrischer Energie bleiben bei einer Verstromung des „grün“ erzeugten Wasserstoffs lediglich um die 25 Prozent CO2-freier Strom.  Lesen Sie hierzu auch diesen Artikel: Wasserstoff, der Zauberstoff der Energiewende – Teil 2

Dass der Sachverhalt „Heizung“ in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist, sieht Dr. Sabel vollkommen richtig. Damit kommt ein wesentlicher psychologischer Aspekt zum Tragen. Insbesondere Immobilien mit einer Gas- oder Ölheizung haben allein mit und wegen der Diskussion über die ´Wärmewende` Wertverluste zu verzeichnen. Im Auge eines potentiellen Käufers sind diese Immobilien nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik und bergen Sanierungsbedarf. Keine gute Verhandlungsgrundlage für den Gebäudebesitzer. Unter dem Strich entsteht ein erheblicher Schaden durch den faktischen Vermögensverlust. Ob allein ein Systemwechsel ´Heizung` tatsächlich zielführend im Sinn einer Dekarbonisierung ist, ob nicht noch zusätzlich kostenintensive Nebenarbeiten durchgeführt werden müssen, ist für einen Laien ohne sachkundig-neutrale Beratung praktisch nicht zu eruieren. 

Macht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aus Ihrer Sicht einen guten Job?

Robert Habeck hatte den Mut, die Leute damit zu konfrontieren, dass im Heizungskeller etwas passieren muss, und dass man nicht einfach so weitermachen kann wie bisher. Es geht jetzt nicht mehr um abstrakte Windparks in der Nordsee, sondern um jeden einzelnen Menschen, sein Auto und seine Heizung. Das ist unangenehm; unter Umständen kann es vielleicht sogar Wahlen kosten, in dieser Hinsicht unliebsame Botschaften zu verbreiten. Ich finde es anerkennenswert, dass Habeck den Mut hatte, das zu machen, und sagt: Anders kommen wir nicht vorwärts.

„Dass man nicht einfach so weitermachen kann, wie bisher“, ist eine steile These im Sinn des Dr. Sabel. Die Novellierung des GEG zwecks „Dekarbonisierung“ schreibt vor, dass eine Wärmepumpe mindestens mit 65% regenerativ erzeugtem Strom betrieben werden muss. Das aber setzt unseres Erachtens voraus, dass bezogen auf den Anschluss von Wärmepumpen an das allgemeine Stromnetz, die regenerative Stromerzeugung mittels Windkraft- und PV-Erzeugung nicht nur adäquat, sondern auch in erheblichem Umfang darüber hinaus ausgebaut werden muss. Was insbesondere genauso für die wachsende E-Mobilität gilt. Wenn das nicht geschieht, wenn sogar neuer Strombedarf stärker wächst als regenerativ erzeugter Strom zur Verfügung gestellt werden kann, dürfte keinesfalls der aktuelle Strommix, sondern lediglich der rein konventionell-fossil erzeugte Grenzstrom (Marginalstrom) in Ansatz gebracht werden. Dazu ein Artikel zum Beispiel ´Elektro-Auto`. Gleiches gilt prinzipiell für Wärmepumpen, wie für alle elektrischen Systeme. Aber bei allen Widersprüchen in sich kann und wird immer nur die elektrische Energie eingesetzt werden, die die Energieversorger bereitstellen. Da spielt es keine Rolle, ob der erzeugte Strom tatsächlich oder nur auf dem Papier ganz oder teilweise grün ist. Rein rechnerisch. Genauso, wie der von Deutschland aus dem Ausland importierte Strom rein rechnerisch CO2-frei ist. Das CO2 bleibt rein rechnerisch im Strom- Erzeugerland. Das erklärt die blendende Steigerung der regenerativen Stromerzeugung und das Absinken des CO2-Ausstoßes in Deutschland seit dem 16.4.2023 trotz des Wegfalls von 4 GW installierter Leistung Kernkraft, mit der faktisch um die 7 TWh CO2-frei erzeugte elektrische Energie pro Jahr hergestellt werden konnte. Um diese Menge Strom per Windkraft zumindest im Durchschnitt pro Jahr herzustellen, wäre diese Anzahl Windkraftanlagen notwendig.

Quelle

Dass Dr. Sabel die Initiative, den Mut von Robert Habeck in Ordnung findet, leuchtet direkt ein. Eröffnen sich für Heizungsbauunternehmen, die Wärmepumpen „können“,  etliche ertragreiche Geschäftsfelder. Was keinesfalls zu bekritteln ist. Dafür zu sorgen ist die Aufgabe eines Verbandes, eines Geschäftsführers Dr. Sabel. Wäre da nicht der Dilettantismus in der Vorbereitung und Durchführung des Gesetzgebungsverfahren seitens der Politik. Dr. Sabel sieht das ähnlich.  Seine Ausführungen in der Anhörung des Bundestages vom 3. Juli fasst die Bundestagsverwaltung so zusammen: 

„Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe, plädierte dafür, am Ziel festzuhalten, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen einzubauen, weil sonst die Klimaziele nicht zu schaffen seien. Deutschland und Ungarn seien Schlusslichter beim Wärmepumpeneinbau in Europa. Die Wärmepumpenindustrie brauche einen starken Heimatmarkt. Die verzögerte Lenkungswirkung aufgrund der Fristen bis 2026 und 2028 sollte aus seiner Sicht durch Förderung und Anreize kompensiert werden. Wie Staudt sah auch er die Gefahr des Attentismus. Die Leute warteten auf eine bessere Förderung, Aufträge würden storniert.“

Vor allem die FDP hat sich gegen die ursprünglichen Pläne gestellt.

Es ist natürlich immer leichter, nichts zu machen und notwendige Maßnahmen, die den Menschen etwas abverlangen, zu verschieben. Danach sieht es jetzt mal wieder aus, nach dem Motto: Wir brauchen erstmal eine vollständig abgeschlossene kommunale Wärmeplanung, bis wir mit der Wärmewende im Gebäude anfangen können. Jetzt können sich alle erstmal wieder entspannt zurücklehnen. Aber für das Klima ist das eine schlechte Nachricht. Uns läuft die Zeit davon. Herr Lindner hat im Zuge der Energiekrise gesagt: „Erneuerbare Energien sind Freiheitsenergien.“ Dafür wollte er einen Turbo zünden. Vielleicht muss man die FDP daran nochmal erinnern.

Selbstverständlich ist die Tatsache, dass Bund, Länder und Kommunen praktisch noch mal in den Planungsprozess einsteigen sollen, nein, müssen, sehr ärgerlich. Die Aussage von Grünen und FDP, dass der aktuelle Gesetzentwurf ohne Diskussion nach der Sommerpause wieder in den Bundestag eingebracht werden soll, belegt, dass bei der Ampel grundsätzliches Verständnis für den Gesetzgebungsprozess zumindest in Teilen fehlt. Die Intervention des Bundesverfassungsgerichts ist erheblich. Danach zu signalisieren, dass es so weitergehen soll, wie bisher, ist zumindest unklug. Die Methode „Brechstange“ hilft nicht. Sie signalisiert lediglich ein hohes Maß Unprofessionalität. Das müsste die Politik, das müsste die Ampel doch mittlerweile gelernt haben. 

[…]

Aber auch die Wärmepumpe ist im Betrieb nicht gerade günstig. Strom ist – jedenfalls, wenn man ihn aus dem Netz bezieht – in Deutschland viel teurer als in anderen Ländern.

Ja, das Verhältnis von Strom- zu Gaspreis ist nirgendwo in Europa so schlecht wie in Deutschland. Das billige Gas aus Russland hat die Preise jahrzehntelang verzerrt. Und auf Gas werden aktuell nur 7 Prozent Mehrwertsteuer fällig, während wir den Strompreis mit Steuern und Umlagen extrem belastet haben. Deshalb fordern wir: Mehrwertsteuer auch beim Strom reduzieren, Stromsteuer abschaffen.

Ein Preis ist, wie er ist. Der Preis für russisches Gas war niedrig, aber keinesfalls jahrzehntelang verzerrt. Erst 2021 mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und der Sanktionspolitik Deutschlands und der EU zog der Gaspreis an. Konnten bis August 2021 noch die Speicher mit hauptsächlich russischem Gas befüllt werden – was zur Preisspitze wegen der erhöhten Nachfrage führte – musste man sich zum Jahresende auf andere Märkte 2021 konzentrieren.

Quelle

Selbstverständlich muss darüber nachgedacht werden, wie der Strompreis für Industrie, Handel, Gewerbe und die Verbraucher allgemein reduziert werden kann. Die nicht nur im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, sondern auch absolut sehr hohen Strompreise in Deutschland sind kein echter Anreiz, eine strombetriebene Heizung zu installieren. Auch wenn der Wirkungsgrad höher als der einer Gasheizung wäre. Auch wenn der Gaspreis künstlich per jährlich steigender CO2-Preiserhöhung verteuert wird. Solch ein Vorgehen trifft nur so lange auf das Verständnis breiter Bevölkerungskreise, wie der Preis gefühlt ´tragbar` ist. Wie schnell er untragbar wird, belegt die Zeit vor den Beschlüssen zu Gas- und Strompreisbremse. 

Kommen wir zu den Kosten für die Installation – einer der Hauptgründe, warum viele Menschen zögern, sich eine Wärmepumpe zuzulegen. Wann gehen die Preise endlich runter?

Mal ein Beispiel: ein Einfamilienhaus im Bestand. Eine Gasheizung würde Stand jetzt etwa 10.000 Euro kosten. Die Wärmepumpe liegt deutlich darüber bei etwa 30.000 Euro. Minus 40 Prozent Förderung bin ich dann bei 18.000 Euro. Hier würden wir sagen: Die 8000 Euro Unterschied zur Gasheizung bekomme ich über 20 Jahre Betriebsdauer über die Betriebskosten wieder rein. Deshalb ist es auch wirtschaftlich klug und richtig, sich für eine Wärmepumpe zu entscheiden. Für den Klimaschutz ist es natürlich sowieso sinnvoll.

Auf dem Papier sehen die Zahlen nicht so bedrohlich aus, wie sie für einzelne Verbraucher tatsächlich sein werden. Vor allem, wenn mehr oder weniger offener Zwang dahinter steht. Das mit dem „Reinholen über die Betriebskosten“ hört sich immer gut an. Wenn man aber zur Sparkasse ginge und sagt, geben Sie mir bitte ein Darlehen über 8.000 €, ich zahl das über 20 Jahre mit den eingesparten Betriebskosten zurück, dann wird das ohne weitere Sicherheiten nur auf wenig Gegenliebe stoßen. Klar, das Beispiel hinkt.  Doch viele Menschen haben nicht mal eben 8.000 € zusätzlich für die 10.000 € Gasheizung, die sie womöglich bereits angespart haben, für eine Investition, an die sie vor einem Jahr nicht im Traum gedacht haben. 

Ob die Entscheidung für die Wärmepumpe für den Klimaschutz „ohnehin“ sinnvoll ist, ist schnell gesagt, bleibt dennoch eine Frage.  In dem Artikel ´Habeck und das Wärmepumpendesaster` haben wir mal grob überschlägig die CO2-Ersparnis pro Jahr von 5.000.000 Mio Wärmepumpen errechnet:

 „[…] Insgesamt lässt sich sagen, dass die Debatte um das „Heizgesetz“ einen Großteil der Bevölkerung auf die sehr kostenträchtigen und technisch fragwürdigen – wenn es wirklich kalt ist, heizt eine Wärmepumpe defacto komplett mit teurem Strom – Lösungen zur Bewältigung der Energiewende aufmerksam gemacht hat. Wenn es denn so richtig an das mühsam aufgebaute Eigentum geht, wenn plötzlich von Gesetzeswegen zig-tausende Euro zur Disposition sehen, rechnen die Bürger schon mal nach, ob der Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen steht. Da merken die Bürger, dass Deutschland mit seinen nicht mal zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes absolut  657.000.000 t  CO2 im Jahr 2022 zu verantworten hat. Der weltweite CO2-Ausstoß (2021 = 37.124.000.000 t ) wächst – vom Corona-Jahr 2020 abgesehen – immer weiter. Obwohl Deutschland immer weniger CO2 produziert. Jetzt also sollen insgesamt 6.000.000 Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 die ´weltrettende` Energiewende in Deutschland beschleunigen. Angenommen ältere, nicht hocheffiziente Gasheizungen würden durch diese 6.000.000 Wärmepumpen ersetzt, würde diese gewaltige Aktion eine CO2-Ersparnis von 7,4 t CO2 pro Wärmepumpe, die allerdings optimal mit einer Jahresarbeitszahl von 4,1 laufen muss, mit sich bringen. Macht bei den 5.000.000 Heizungstauschen, geschätzte knapp 1.000.000 Wärmepumpen gibt es bereits, eine CO2-Ersparnis von etwa 45.000.000 t CO2 pro Jahr. Das macht eine Ersparnis bezogen auf den bundesdeutschen CO2-Ausstoß von 6,84 Prozent, bezogen auf den weltweiten CO2-Ausstoß sind es lediglich 0,12 Prozent. Die Gesamtkosten hierfür belaufen sich auf 250.000.000.000 Euro bei angenommenen Durchschnittskosten von 50.000 Euro pro Wärmepumpe. Das alles ist selbstverständlich nur grob und ohne wissenschaftlichen Anspruch gerechnet. Diese Rechnung, die auch die Bürger machen, zeigt nur eine Tendenz auf, die gleichwohl eindeutig ist: Deutschland wird die Welt nicht vor dem Klimabrand retten.“

Hinzu kommen hohe Kosten für die Sanierung.

Sanieren muss ich nicht in jedem Fall. Wenn es jetzt kein ganz schlechtes Gebäude ist, kann es notwendig sein, ein oder zwei Heizkörper austauschen, um die Vorlauftemperaturen absenken zu können. Aber ich muss nicht zwingend viel Geld in die Hülle investieren. Wenn ein Gebäude einen hohen Energieverbrauch pro Quadratmeter hat und dauerhaft hohe Vorlauftemperaturen benötigt, ist das auch für eine Gasheizung schlecht, dann gibt es auch keinen Brennwerteffekt und der Schaden für das Klima ist umso größer. Dämmen ist fast immer gut, kann und soll man machen, erhöht auch die Effizienz. Aber Dämmen ist keine Grundvoraussetzung für die Entscheidung für oder gegen eine Wärmepumpe.

Im Rechenbeispiel oben wurden pauschal 10.000 € Sanierungskosten in die Wärmepumpengesamtkosten eingerechnet. Vor der Installation einer Heizungswärmepumpe sind unbedingt ausführliche Planungsberatungen im Rahmen mehrerer Angebotsanfragen** notwendig.  Je nach Gebäude können die entstehenden Kosten weitaus höher, aber auch geringer sein. Der Durchschnitt von oben 50.000 € Gesamtkosten wurde eher zu niedrig angesetzt. 

[…]

Anderes Thema: Durch die Elektrifizierung von Gebäuden und Verkehr wird der Strombedarf drastisch steigen. Glauben Sie, dass wir den dafür nötigen Erneuerbaren-Ausbau schnell genug stemmen können?

Ich glaube, die Strommenge ist nicht das Problem, das müssen und werden wir hinkriegen. Und wir haben keine Alternative; Energieträger wie grüne Gase brauchen fünfmal so viel Strom. Probleme sehe ich eher bei den Verteilnetzen. Auch da haben wir 16 Jahre lang geschlafen, und ein Gesetz, welches Stadtwerken und Netzbetreibern eine klare Perspektive gibt, wäre hilfreich gewesen. Aus meiner Sicht ist es auch volkswirtschaftlich klug, einfach zu sagen: Wir machen jetzt ein richtig fittes, modernes, leistungsfähiges Stromnetz. Das muss ja nicht nur Wärmepumpen und Elektroautos versorgen, sondern auch immer mehr Strom aus Solaranlagen aufnehmen. Wir brauchen es also sowieso. Mit solch einem Stromnetz können wir uns perspektivisch auch ein Gasnetz sparen, an dem am Ende nur noch ein paar Leute hängen, und für die wird es dann echt teuer.

Bemerkenswert ist, dass die Antwort von Dr. Sabel nach dem Strombedarf mit „Ich glaube, … “ beginnt und mit „das müssen und werden wir hinkriegen“ weitergeht. Wir reden von regenerativ erzeugtem Strom, von Wind- und PV-Strom. Bei Biomasse und Wasserkraft ist aus verschiedenen Ursachen der Zubau nahezu ausgeschöpft. Wenn das mit dem mehr an Strom nicht funktionieren würde, wäre das Geschäftsmodell ´Wärmepumpe`, und es ist – wie oben gezeigt – in erster Linie ein Geschäftsmodell, gefährdet.  Dass nebenbei noch etwas für das Weltklima herausspringt, ist ob der Geringfügigkeit ein gleichwohl werbewirksamer Klima-Nebeneffekt. Wobei die Betonung auf werbewirksam liegt. Das weniger an CO2-Ausstoß wird allein von China, Indien und den USA innerhalb kürzester Zeit „aufgesogen“, atomisiert. Unter den Strich wird das erhebliche Mehr an CO2 weltweit ein klein wenig weniger. Das ist die Realität, die gerne unerwähnt bleibt. Trotzdem wird die Welt nicht innerhalb von ein paar Jahren und auch nicht in 100 Jahren wegen der Klimaerwärmung, die nach neuester Theorie physikalisch begrenzt ist, untergehen, wie ´Klimakleber der letzten Generation` tatsächlich glauben. 

[…]

Quelle: F.A.Z.

________

Thema „Wärmepumpe“ in der Kolumne der enexion-group zur Energiewende

________

*Interviewpartner von Dr. Martin Sabel ist Hanna Decker, Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion der F.A.Z. Wir danken der F.A.Z., dass sie zeitgeschichtlich relevante Interviews wie das mit Herrn Dr. Sabel führt, die von uns kritisch gewürdigt werden.

Wir empfehlen FAZplus ausdrücklich. Es besteht die Möglichkeit ein günstiges  Probe-Abonnement zu zeichnen. Dann können Sie den kompletten Artikel und sämtliche Leserkommentare, die weitere relevante Aspekte zum Thema einbringen, lesen. Dieser enexion-Artikel wird nicht kommerziell verwendet. Er dient der kostenfreien Information der Allgemeinheit in Sachen Heizungstechnologien.

**Die Planungsberatung kann auch durch einen unabhängigen Sachverständigen gegen Honorar erfolgen.

enexion